- Startseite
- Politik
Stand:
Von: Christian Stör
Kommentare
Die Entscheidung bei der US-Wahl 2024 fällt in den Swing States: Wer hat dort die besseren Karten? Ein Blick auf die Umfragen.
Das Wichtigste in
dieser Nachricht
- Swing State 1 – Arizona – Joe Biden gewinnt 2020 hauchdünn gegen Donald Trump.
- Swing State 2 – Georgia – Weniger als 12.000 Stimmen entscheiden Wahl 2020.
- Swing State 3 – Michigan – Ein Sieg im „Staat der Großen Seen“ ist für Kamala Harris Pflicht.
- Swing State 4 – Nevada – Im Silberstaat werden sechs Wahlleute bestimmt.
- Swing State 5 – North Carolina – Die Republikaner haben fast immer die Nase vorn.
- Swing State 6 – Pennsylvania – Der wichtigste Bundesstaat bei der US-Wahl 2024.
- Swing State 7 – Wisconsin – Der Bundesstaat ist Teil der „blauen Mauer“ der Demokraten.
Washington, D.C. – Wer zieht nach der US-Wahl 2024 ins Weiße Haus ein: Kamala Harris oder Donald Trump? Die Frage ist noch völlig offen. Nur eins steht jetzt schon fest: Die Präsidentschaftswahl wird sich in nur wenigen Bundesstaaten entschieden. Denn in vielen der 50 Staaten gewinnt immer dieselbe Partei, manche aber sind hart umkämpft. Bei der Wahl am 5. November richten sich die Augen auf diese schwankenden Staaten, die sogenannten SwingStates.
Bei der US-Wahl 2024 sind sieben Swing States für Harris und Trump entscheidend
Früher gehörten noch einige Staaten mehr zu den SwingStates, in denen Mehrheiten zwischen Demokraten und Republikanern wechseln. Doch in diesem Jahr ist wahrscheinlich nach anders. Mit sehr engen Rennen rechnen Fachleute insgesamt in nur sieben Bundesstaaten:
- Arizona
- Georgia
- Michigan
- Nevada
- North Carolina
- Pennsylvania
- Wisconsin
Hintergrund: Es gibt keine Direktwahl. Die Stimmen der Wahlberechtigten entscheiden nur über die Zusammensetzung eines Wahlkollegiums. Wer im sogenannten Electoral College mindestens 270 der 538 Wahlleute hinter sich vereinen kann, zieht am Ende ins Weiße Haus ein. Die Umfragen zur US-Wahl sind deshalb vor allem in den Swing States von besonders großem Interesse.
Swing State 1 – Arizona
Der Staat im Südwesten der USA galt lange als sichere Bastion der Republikaner. Mit Ausnahme des Wahlsieges von Bill Clinton im Jahr 1996 wählte Arizona von 1952 bis 2016 die Republikaner. Die Wende kam 2020: Damals gewann Joe Biden den Staat mit 10.457 Stimmen oder 0,3 Punkten Vorsprung vor Donald Trump. Bidens Anteil von 49,4 Prozent war der höchste Wert für einen demokratischen Kandidaten seit 1964.
Die Bevölkerungszahlen in Arizona sind im vergangenen halben Jahrhundert rasant gewachsen. Deshalb hat sich auch die Zahl der Wahlleute seit 1960 fast verdreifacht. Nach der Volkszählung 2020 erhielt Arizona aber etwas überraschend keine weitere Stimme. So werden auch bei der US-Wahl 2024 in Arizona elf Stimmen für das Electoral College vergeben.
Harris gegen Trump: So ist der Stand in Arizona
Name | Umfragen in % |
---|---|
Kamala Harris | 46,7 |
Donald Trump | 48,6 |
Swing State 2 – Georgia
Georgia war von 1868 bis 1960 eine Hochburg der Demokraten. Wie in vielen anderen Südstaaten wandten sich die Menschen aus Unzufriedenheit mit den Bürgerrechtsgesetzen danach von den Demokraten ab. 1968 stimmte Georgia für den Unabhängigen George Wallace – das war das letzte Mal, dass ein Kandidat einer dritten Partei Stimmen für das Electoral College erhielt.
Von 1972 bis 2016 war Georgia zuverlässig republikanisch, außer wenn ein Demokrat aus dem Süden auf dem Wahlzettel stand. Der Staat wurde jedoch zunehmend umkämpfter, bis schließlich Joe Biden bei der Wahl 2020 mit 11.779 Stimmen oder 0,2 Punkten Vorsprung vor Donald Trump gewann. Es war der knappste Sieg bei der Wahl im ganzen Land. Insgesamt hatten fast fünf Millionen Menschen ihre Stimme abgegeben. In Georgia werden 16 Stimmen für das Electoral College vergeben.
Harris gegen Trump: So ist der Stand in Georgia
Name | Umfragen in % |
---|---|
Kamala Harris | 46,9 |
Donald Trump | 48,5 |
Swing State 3 – Michigan
Michigan ist ein besonders spannender Fall. Bis zur Weltwirtschaftskrise konnten hier die Republikaner dominieren. Danach entwickelte sich der Bundesstaat im Mittleren Westen zu einem Swing State. Von 1972 bis 1988 waren aber wieder die Republikaner obenauf, bevor Michigan wieder demokratisch wurde: Von 1992 bis 2012 erzielten die Demokraten in sechs aufeinanderfolgenden Wahlen die Mehrheit. Auch 2016 galt Hillary Clinton als große Favoritin, musste sich aber hauchdünn Donald Trump geschlagen geben. Vier Jahre später gewann Joe Biden mit 154.188 Stimmen Vorsprung im „Staat der Großen Seen“.
Michigan hat seit den 1970ern erhebliche wirtschaftliche Turbulenzen erlebt und im Vergleich zum Rest des Landes ein langsames Bevölkerungswachstum verzeichnet. Das hat dazu geführt, dass der Staat in den vergangenen 50 Jahren im Electoral College immer weniger Stimmen zugesprochen bekommt. Bei der US-Wahl 2024 werden nach der Volkszählung 2020 nur noch 15 Wahlleute gewählt.
Harris gegen Trump: So ist der Stand in Michigan
Name | Umfragen in % |
---|---|
Kamala Harris | 47,4 |
Donald Trump | 47,2 |
Swing State 4 – Nevada
Nevada gilt erst seit den 1990er Jahren als Swing State. Vorher hatten die Republikaner dort dominiert und stets die drei Stimmen für das Electoral College einkassiert. Doch der Bundesstaat im Westen der USA ist seit damals deutlich gewachsen. Allein zwischen 2000 und 2010 hat die Bevölkerungszahl um 35 Prozent zugenommen.
Das bedeutet zweierlei: Zum einen werden in Nevada inzwischen sechs Wahlleute bestimmt, zum anderen hat sich das Wahlverhalten geändert. So konnte Bill Clinton 1992 und 1996 gleich zweimal dort für die Demokraten gewinnen. Zwar ging der Silver State(„Silberstaat“) unter George W. Bush wieder zurück an die Republikaner, doch seitdem sind die Demokraten wieder obenauf. 2020 war das Rennen aber ungeheuer eng: Der Vorsprung von Joe Biden auf Donald Trump betrug am Ende nur 33.596 Stimmen.
Harris gegen Trump: So ist der Stand in Nevada
Name | Umfragen in % |
---|---|
Kamala Harris | 47,3 |
Donald Trump | 47,2 |
Swing State 5 – North Carolina
Für North Carolina gilt das Gleiche wie für Georgia: Bis 1964 fest in der Hand der Demokraten, hat sich danach die politische Ausrichtung eindeutig zugunsten der Republikaner verschoben. Nur Jimmy Carter (1976) und Barack Obama (2008) konnten seit 1968 in North Carolina für die Demokraten gewinnen.
Dennoch gilt der Bundesstaat im Osten der USA bei der US-Wahl 2024 als Swing State. Das hat vor allem mit dem Ergebnis der Wahl 2020 zu tun. Damals erhielt Donald Trump lediglich 74.483 Stimmen mehr als Joe Biden. Ein ähnlich knappes Ergebnis wird auch diesmal wieder erwartet. North Carolina, das Teil der kulturellen Großregion derSüdstaaten ist, erhielt nach der Volkszählung 2020 eine zusätzliche Stimme im Electoral College. Bei der US-Wahl 2024 werden hier also 16 Wahlleute bestimmt.
Harris gegen Trump: So ist der Stand in North Carolina
Name | Umfragen in % |
---|---|
Kamala Harris | 47,2 |
Donald Trump | 48,1 |
Swing State 6 – Pennsylvania
Pennsylvania ist vielleicht der wichtigste Bundesstaat überhaupt bei der US-Wahl 2024. Wer den Bundesstaat im Osten der USA verliert, hat dem Statistikexperten Nate Silver zufolge nur eine geringe Chance, die Präsidentschaftswahl zu gewinnen. Die Wahrscheinlichkeit auf einen Sieg im Electoral College beträgt bei einer Niederlage in Pennsylvania demnach weniger als sieben Prozent.
Ein Blick auf die Zahlen zeigt, wie hart umkämpft die beiden letzten Wahlen waren: 2016 gewann Trump mit 44.292 Stimmen vor Hillary Clinton. Bei 6,15 Millionen abgegebenen Stimmen bedeutete das einen Vorsprung von 0,7 Punkten. Einen Hauch deutlicher fiel das Ergebnis 2020 aus. Damals konnte sich Joe Biden mit einem Vorsprung von 88.555 Stimmen gegen Trump durchsetzen. Pennsylvania stellt diesmal 19 Wahlleute für das Electoral College.
Harris gegen Trump: So ist der Stand in Pennsylvania
Name | Umfragen in % |
---|---|
Kamala Harris | 47,5 |
Donald Trump | 47,8 |
Swing State 7 – Wisconsin
Wisconsin gehört seit Jahren zusammen mit Michigan und Pennsylvania zur „blauen Mauer“ der Demokraten. Ein Sieg von Kamala Harris ist hier also Pflicht. Bis 1928 war der nordöstliche Bundesstaat vorwiegend republikanisch geprägt. Während der Depression und des Zweiten Weltkriegs wurde Wisconsin dann kurzzeitig demokratisch. Bis 1984 hatten wieder die Republikaner die Oberhand.
Es wird spannend im US-Wahlkampf
Seien Sie bestens informiert mit unserem kostenlosen US-Wahl-Newsletter. Beiträge unserer renommierten Partner, wie der Washington Post, liefern Ihnen die US-Perspektive. Übersetzt in deutscher Sprache. Hier geht’s zum Abo des US-Wahl-Kompakt-Newsletters.
Danach starteten die Demokraten eine beeindruckende Siegesserie. Von 1988 bis 2012 gewannen sie bei den Präsidentschaftswahlen gleich siebenmal hintereinander im Badger State(„Dachsstaat“). Dann kam 2016: Obwohl Dutzende von Umfragen ihn nie als Sieger sahen, konnte sich Trump am Ende mit einem Vorsprung von 0,7 Punkten (22.748 Stimmen) gegen Hillary Clinton durchsetzen. 2020 war es noch knapper: Biden lag 20.682 Stimmen vor Trump. Wisconsin hat erneut zehn Wahlleute zu vergeben.
Harris gegen Trump: So ist der Stand in Wisconsin
Name | Umfragen in % |
---|---|
Kamala Harris | 47,8 |
Donald Trump | 47,4 |
(Quelle: FiveThirtyEight, gewichteter Durchschnitt der Umfragen, Stand: 22. Oktober)
Einige Bundesstaaten sind bei der US-Wahl 2024 keine Swing States mehr
Aufgrund demografischer Veränderungen haben viele Bundesstaaten ihren Status als Swing State inzwischen eingebüßt. Sechs Beispiele seien angeführt: Während die Republikaner inzwischen in Florida, Iowa und Ohio deutlich die Nase vorne haben, dominieren die Demokraten mittlerweile in Colorado, New Mexico und Oregon. (cs)